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Auf der Wiese haben wir gelegen ...

Auf der Wiese haben wir gelegen ...

30.07.2014 16:31



Unglaublich. Es gibt sie schon einige Jahre. Aber erst in diesem Jahr habe ich unsere Wildblumenwiese so richtig wahrgenommen ... Dabei ist sie hier - ganz in der Nähe - mitten in der City-Haus-Siedlung!


Wunderbar, dass es so etwas in unserem Ort gibt!

Ich habe mal ein bisschen recherchiert. Erste Erkenntnis - es ist gar nicht so einfach auf Kulturland eine Wiese mit einer solchen Artenvielfalt zu "züchten". Die meisten Böden sind zu 'fett', also zu nährstoffhaltig, so dass solche Flächen häufig vergrasen und verbuschen. Gemessen an der vorliegenden Artenvielfalt, kann man hier also feststellen, dass es wohl gute Bedingungen gab. Es dauert auch mehrere Jahre, bis so eine Wiese sich richtig etablieren kann. Hier ist es offensichtlich gelungen. Die in der kleinen Diashow gezeigten Blumen und Kräuter sind auch nur ein winziger Ausschnitt der dort wachsenden Pflanzen. Eine komplette Dokumentation ist kaum leistbar, kann aber in den Folgejahren weiter vervollständigt werden.

Wie kann eine solche Wiese gepflegt werden?

Wildblumenwiesen sollten nur einmal im Jahr gemäht werden. Und zwar nachdem die Samen gereift und ausgefallen sind. Man mäht eigentlich nur, damit sich keine unerwünschten Baum- und Strauchsamen einnisten. Deshalb macht es nichts, wenn sie in einem Jahr auch einmal gar nicht gemäht wird.
Gefallen hat mir die Idee, kleine Wege hineinzumähen, auf denen man dann die Wiese auf Augenhöhe mit den größeren Pflanzen und den Insekten, die sich dort befinden, erkunden kann, ohne gleich alles niederzutreten. Ursprünglich war unsere Wiese ja wohl auch mal so angelegt ... sogar ein ziemlich breiter Schotterweg führte mitten hindurch. In den nun verbliebenen Rest sollten allerdings nur noch sehr sparsam "Trampelpfade" geschnitten werden.

Übrigens habe ich auf dieser Wiese eine in Deutschland sehr seltene, streng geschützte Art gefunden: den Ausdauernden Lein (Linum perenne). Zwar habe ich keine blühende Pflanze gesehen, aber dafür die bereits angesetzten lustigen Samenkapseln:


Der Ausdauernde Lein steht auf Stufe 1 der Roten Liste gefährdeter Arten und ist laut BArtSchV streng geschützt!
Wer sich informieren möchte -
Ausdauernder Lein auf Wikipedia

Auch bezüglich der Insekten ist diese Wiese eine ganz eigene Welt. Ich habe dort z.B. den Schachbrettfalter (Melanargia galathea) gefunden. Ich habe diesen hübschen Schmetterling in unserer Gegend das erste Mal im vergangenen Jahr gesehen und mich sehr gefreut ihn nun quasi hier vor der Haustür beobachten zu können.



An diesem Tag flatterten etliche dieser hübschen Falter auf der Wiese herum. Es war wohl grad Schlüpftag, denn ich konnte sogar einen ganz frischen beobachtet, der noch beim Aufpumpen seiner Flügel war.

Warum fühlt er sich ausgerechnet auf unserer Wiese so wohl? Er ist ein Gourmet. Er liebt Flockenblumen (Centaurea). Und die gibt es hier.

Einen interessanten Käfer habe ich gesehen. Den Ameisen-Sackkäfer (Clytra laeviuscula):



Von weitem sieht er wie ein zu lang geratener Mariechenkäfer aus. Aber er ist etwas ganz Besonderes. Er heißt nicht umsonst so. Da sich die Larven von Ameisenbrut ernähren, kommt der erste Teil des Namens zustande. Sackkäfer heißt er, weil seine Larven sich im Ameisenbau ein Säckchen aus Eierhüllen und Kot fertigen, in das sie immer wieder zurückschlüpfen, wenn sie von den Ameisen entdeckt werden. Dort können ihnen die Ameisen aber nichts anhaben. Spannend ist, wie die Lärvchen in den Ameisenbau hineinkommen. Die Käfermama bedeckt die Eier sofort nach dem Legen in der Nähe des Ameisenbaus einzeln mit winzigen Kot-Tröpfchen, die schnell trocknen. Sie sehen dann aus wie kleinen Tannenzäpfchen. Für Ameisen ist das ziemlich attraktiv. Sie halten diese Zäpfchen für gutes Nistmaterial und schleppen sie in ihren Bau ...
So hilft der Ameisen-Sackkäfer das Gleichgewicht in den Ameisenpopulationen zu halten.

Und schließlich will ich noch einen Wiesenbewohner zeigen. Vielleicht sollten wir den Kindern sagen, dass sie dieses bunte Insekt lieber nicht anfassen sollten. Es hat nicht nur einen schrecklichen Namen, sondern es kann auch stechen, was wohl recht schmerzhaft ist.



Es ist eine Mordwanze (Rhynocoris iracundus) aus der Familie der Raubwanzen. Sie ernährt sich von großen Insekten, die sie mit einem Stich abtötet.

Oft sind Wildblumenwiesen Auflagen der Gemeinden, um für zugebaute Gebiete einen Ausgleich zu schaffen. So war es hier wohl auch. Ich freue mich jedenfalls, dass es diese schöne Wiese bei uns gibt. Nicht nur als Fotomotiv, sondern auch als grünes Klassenzimmer für unsere Kinder und natürlich zur Erbauung für jedermann.

Auf unserer Internetseite www.wegendorf.de sind ein paar Impressionen von dieser Wiese zusehen und wer sich alle bisher vorhandenen Bilder einzeln anschauen möchte, kann uns gern in meinem Foto-Forum .BiL.dschön besuchen …

Viel Spaß dabei!



Bild und Text © Birgit Luckwaldt


CHS hat sich bedankt!
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  • Erstellt von .BiL. In der Kategorie Wegendorf botanisch am 30.07.2014 16:31:00 Uhr

    zuletzt bearbeitet: 13.09.2016 18:06

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